Mineralien in Arzneimitteln - früher und heute
Wieso wurden Arzneimittel in einem Bergbaumuseum gezeigt? Wo war der gemeinsame Bezug?
Es waren die Minerale, die der Bergmann aus der Erde holte und die dann über Jahrtausende zu Heilzwecken verwendet wurden. Der Arzneistoff stellte und stellt damit das Bindeglied zwischen Mineralogie und Pharmazie dar. Dies war so lange der Fall, wie die Minerale die anorganischen Rohstoffe zur Arzneimittelherstellung waren bzw. in roher oder präparierter Form direkt als Arzneimittel eingesetzt wurden.
Minerale waren feste Bestandteile des Arzneischatzes der "Materia medica", die der griechische Arzt Dioskurides im ersten Jahrhundert n.Chr. beschrieb. Unter dem Begriff "Materia medica" versteht man die Gesamtheit aller Rohstoffe, die zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden. Dieser Arzneischatz umfasste lange Zeit ausschließlich Produkte aus den drei Naturreichen:
- Pflanzenreich (Vegetabilia)
- Tierreich (Animalia)
- Mineralreich (Mineralia)
Auch wenn der Anteil an mineralischen zumeist hinter dem der pflanzlichen und tierischen Arzneimittel zurückblieb, so fanden sie besonders seit Paracelsus (1493 - 1541) verbreitet Anwendung.
Die Liste gebräuchlicher Minerale war lang. Essig und Petroleum gehörten im 16. und 17. Jahrhundert ebenso dazu wie Edelsteine, besondere Erden, Metalle und ihre Verbindungen oder Schwefel.
Im Gegensatz zu den Vegetabilia (z. B. Heilpflanzen), die man oft als Kräuterzubereitung direkt benutzen kann, werden heute die Minerale der Arzneimittel nur noch selten im 'Urzustand' verwendet, weshalb uns die 'erdbezogene Herkunft' nicht mehr unmittelbar einsichtig ist.
Noch vor rund 80 Jahren war die Pharmazeutische Mineralogie, vom römischen Naturforscher Plinius (23 bis 79 n.Ch.) begründet, eine in der täglichen pharmazeutischen Praxis genutzte Wissenschaft. An den Universitäten war sie für den angehenden Apotheker ein Lehrfach. Dabei lernte er die Systematik, Bestimmung und Beschreibung der Minerale kennen. In Zeiten weniger entwickelter Analysetechniken hatte er damit ein einfaches aber sicheres Verfahren, die Art und Qualität der mineralogischen Ausgangstoffe für die Arzneiherstellung zu bestimmen. Fehler konnten fatale Folgen haben. Schon im Kölner Pharmakopoe (Arzneibuch) von 1628 stand der bis heute gültige Kernsatz:
"Wenn die Arzneigrundstoffe nicht in Ordnung sind, wie können es dann die daraus bereiteten Arzneimittel sein?"
Wenngleich die unmittelbare Bedeutung der Minerale für die Pharmazie seit rund 100 Jahren ständig abnimmt, so spielen die 'Steine' als Ausgangsstoffe für Arzneimittel heute durchaus noch eine Rolle.
Diese Ausstellung sollte anhand diverser Beispiele den Zusammenhang zwischen Pharmazie und Mineralogie früher und heute aufzeigen.
Hinweis: Für die Überlassung verschiedener Exponate dieser Ausstellung danken wir der Apotheke der Universitätsklinik Mainz und in Kaiserslautern der St. Hubertus Apotheke, der Stadtapotheke, der Pfaffplatz Apotheke sowie der Zentralapotheke des Westpfalzklinikums.